Sommerurlaub im Regen oder: Meine Buchtipps zum Thema Wasser

Die Sommerferien: sechs lange, verheißungsvoll vor den Kindern liegende Wochen – in Trennungsfamilien oft hälftig aufgeteilt: drei Wochen Papaferien, drei Wochen Mamaferien.

Für viele Trennungskinder bedeutet das zweimal Urlaub, zweimal Vorfreude, zweimal wegfahren in sechs langen, Schulfreiwochen – so auch bei uns.

Wer zuerst in die Ferien darf, entscheiden nicht wir.

Es entscheidet die Wechselwoche, die zu Beginn der Ferien ohnehin dran wäre. So kann der Takt der Wechselwochen übers ganze Jahr unverändert weiterlaufen, ohne dass ein Elternteil 4-5 Wochen am Stück unser Kind hat.. und der andere Elternteil zu sehr vermisst wird.

Auch wenn wir heute viele Dinge ganz gut regeln können, war das zu Beginn nicht so. Einige Jahre konnte neben vielen Dingen auch keine Urlaubsplanung verlässlich vorgenommen werden. Regeln oder Absprachen gab es nicht – und wenn, veränderten sich diese ständig und unvorhersehbar.

So wurden über viele Jahre Urlaube – und auch das ganze Leben- maximal flexibel geplant, jederzeit und immer kurzfristig verschiebbar. Ein Leben ohne Konstanz und Rhythmus, treibend wie eine Wasserpflanze in der Strömung – ich fühlte mich entwurzelt und haltlos. Aber hier ging es nicht um mich.

Und so entstanden aus der absoluten Haltlosigkeit heraus unsere Fahrradurlaube: Vollflexibel und kurzfristig, ohne große Planung umsetzbar. Bis heute für das Moglikind eine heißgeliebte und langersehnte Tradition: unverrückbar, konstant und regelmässig.

Die ersten Jahre packte ich das Moglikind und einen Rucksack in unser Lastenrad, mittlerweile sind wir auf zwei Rädern unterwegs. Immer nur das Moglikind und ich, mit zwei Satteltaschen und maximaler Vorfreude. Wir strampeln durch blühende norddeutsche Landschaften, drei Wochen Abenteuerurlaub mit Wildromantik, Lagerfeuer, Übernachtungen in Tiny Houses, Jugendherbergen oder Baumhäusern. Bei herrlichstem Sommerwetter und mit immer wechselnden Zielen, Hauptsache irgendwann am Meer – so auch dieses Jahr.

Nur ein Umstand war dieses Mal anders: wir wählten die regenreichsten Wochen der letzten 10 Jahre.

Mühsam und tapfer kämpften wir uns durch 250km Sturmwind, Regenfälle und legten Zwangspausen ein aufgrund Gewitterfronten. Und was der Natur so gut tat, alles aufblühen ließ, drohte unsere Laune ab Woche zwei dann doch zu trüben. Alles klamm, alles kalt, nichts trocknete und die Strände auf der wundervollen Nordseeinsel waren durch die Sandstürme nur schwer begehbar. Also verlegten wir Großteile unseres Urlaubs in Spaßbäder, Eiscafés und Pizzerias sowie an vornehmlich trockene Orte mit Spielen und viel Lesestoff.

Das brachte mich auf die Idee, die schönsten Sachbücher des Jahres rund um das Thema Wasser vorzustellen. Meine Newsletter Leser wissen: alle drei Bücher werden im Anschluß unter meinen Abonnenten verlost.

Und schon beginnen wir mit meinem absoluten Favoriten – Wasser Marsch:

Buchtipp 1: Wundervolle Welt. Wasser.

Gütiger Wassergott, welche Arbeit in dieses Buch geflossen ist! Hut ab vor Verlag und Autoren, Illustratoren und Gestaltern dieses Meisterwerks! Besonderer Dank an die Übersetzung durch Eva Sixt, die die humorigen Texte leichtgängig und so fluffig ins Deutsche übertragen hat, dass man nicht bemerkt, dass sie ursprünglich von Naturfilmemacher Sam Hume in Englisch erstellt wurden.

Hochwertig mit Goldschnitt, Goldfolie und Prägung ausgestattet, dazu eine stattliche DIN A4 Größe – ein wertiges Geschenk für die ganze Familie, in jeder Bücherwand ein Augenschmaus.

Inhaltlich befasst sich dieses Buch mit Lebewesen in der Tiefsee, Flachmeeren, Feuchtgebieten und Flüssen. Dabei liest es sich wie ein Abenteuerroman: überraschende Anekdoten, leichte Sprache, knackige Texte, wundervoll liebevoll gestaltete Illustrationen.

Wir dürfen lernen, dass die Seegurke zur Verteidigung gegen Feinde Ihre Gedärme verschleudert, der in der Tiefsee lebende Zombiewurm sich seit über 100 Mio Jahren in Knochen von Walen und einst Dinosauriern fräst und dass die Schuppenfußschnecke ein magnetisches Eisenhaus besitzt.

Wir staunen über 9m weit fliegende Kalamare und schaudern über eine katzengroße Riesenassel aus der Tiefsee, dann lachen über die winzigen Männchen der Fächerbeissers (das sind diese gruseligen Fische mit der Ampel auf dem Kopf) – die zigfach kleiner sind als die Weibchen und sich in sie verbeißen, um später mit ihnen zu verwachsen.

Danach entdecken wir blitzschnell zuschnappende Wasserlilien (15mal schneller als wir zwinkern können) und Blasenalgen, die aussehen wir flauschige Tennisbälle.

Für uns ist dieses Buch die beste Entdeckung dieses verregneten Sommers!

Buchtipp 2: Die verborgene Welt der Ozeane.

Bereits erschienen Anfang 2022, richtet sich dieses Buch an LeserInnen zwischen 4 – 12 Jahren. In leichten, liebevollen Beschreibungen und farbenfrohen Seitengestaltungen aus Illustration, Bildmotiven und Grafiken ist jede Seite ein Erlebnis und bietet eine Vielzahl an Anekdoten, Informationen und lebhaften Darstellungen des Lebensraums und seiner Bewohner in unseren Ozeanen und darüber hinaus den Einfluss der Menschen durch Umweltzerstörung und Massnahmen zum Schutz der Meere.

Die einzelnen, farbenprächtigen Seiten wimmeln nur so vor Infos, Bildern, Entdeckungen, es macht herrlich gute Laune, sich diese anzuschauen.

Als Autorin eines Sachbuchromans über exotische Tiere habe ich eine Vorstellung davon, welch aufwendige Recherche betrieben wurde, verifizierte Hintergrundinfos zu diesen Themen zusammenzustellen und unterhaltsam in aller Knappheit aufzubereiten. Es ist hier gelungen.

Ein wenig leichter (sowohl inhaltlich und vom Umfang: 80 Seiten) als WUNDERVOLLE WELT. WASSER. – und genauso lesenswert.

Kommen wir zu der dritten Entdeckung dieses wässrigen Sommers:

Buchtipp 3: Magische Wasserwesen.

Von Göttern, Seeungeheuern und versunkenen Städten.

Hier nähern wir uns dem Unterwasserthema auf völlig andere Weise, nämlich, wie es der Titel hergibt: in verschwörerischem Erzählton. Ein bisschen fühlt man sich wie des Nachts an einem knisterndem Lagerfeuer, eingemummelt in eine warme Decke.

Dieses Buch handelt von Wassergottheiten, Unter-Wasser-Sagen und Mythen. Wir lernen Wasserdrachen kennen, ebenso alte Mythen, Seeungeheuer, die Legende von Atlantis und anderer versunkene Städte, Wälder und Völker.

Wir erkunden Geisterschiffe und Wracks und lesen über spektakuläre Naturerscheinungen und von Unterwasserphänomenen. All dies klingt manchmal so unglaublich, dass man sie fast ebenso als Mythos einstufen möchte.

Das Lesealter ist ab 7 Jahren angegeben, aufgrund der großen Spannung würde ich es eher ab ca. 9 Jahren empfehlen. Es blättert sich nahezu atemlos durch und ist inhaltlich sehr faszinierend. Magische Wasserwesen sind durchweg stimmig illustriert und Legenden, Mythen und Behauptungen historisch in Kontext gesetzt. Macht sehr viel Spass und hat sich als tiefgründiger Schatz auf unserer Regentour herausgestellt.

Zurück in Hamburg, scheint erstmals die Sonne durch die Wolken. Wir schmeissen alle klammen Klamotten in die Wäsche und legen uns im warmen Abendlicht in die Hängematte. Morgen wird das Moglikind in die Papaferien aufbrechen, in wärmere Gefilde fahren, bevor die Schule wieder anfängt. Doch unser Abenteuer, die behält er im Gepäck. Sowohl die erlebten, als auch die erlesenen.

Viel Spass beim Schmöckern und allseits trockene Füsse.

Beitragsbild: Karsten Wurth I Unsplash, Text: Mareike Milde – Titelbilder Buchtipps: DK Verlag

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